Wald, wie weiter?

Leserbrief-Antwort zu Artikeln in den SN vom 10+30. September 2020. Erschienen in den SN vom 8. Oktober 2020.

Forstvertreter von Gemeinden, Stadt und Kanton informierten in den vergangenen Monaten mehrmals zu ihrer laufenden und zukünftigen Waldstrategie. Dafür ein Dankeschön.
Der Wald im Kanton Schaffhausen befindet sich zu mehr als 80% im Besitz von uns allen, bedeckt 40% der Oberfläche unseres Kantons und bildet das letzte grossflächige Ökosystem. Darüber sollten wir uns als Gemeinschaft gerade in der heutigen Zeit Gedanken machen.
Die Verantwortlichen erwähnen als Gründe für die Schwächung der Fichte primär die Klimaveränderung und den Borkenkäfer. Bekanntlich fördert auch die Monokultur, bei den z.T. reinen Fichtenflächen im Wald von Schaffhausen, deren Krankheitsanfälligkeit. Diese auf reine Holznutzung ursprünglich angelegten Flächen sollten von nun an der Vergangenheit angehören.
Das in grossen Mengen anfallende Käferholz kann nicht mehr rechtzeitig aus dem Gefahrenbereich entfernt werden. Das Fällen in den Monaten Juli und September wie im Bericht erwähnt, kommt für eine Bekämpfung des Borkenkäfers zu spät. Der Borkenkäfer fliegt in der Zeit von Anfangs Mai bis Ende Juni aus. Es scheint, dass die Forstverwaltung ihre bisherige Strategie überdenken muss. Braucht es den Kampf gegen den Borkenkäfer noch, wenn der Fichte keine Zukunft mehr gegeben wird?
Studien der WSL (Versuchsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) belegen, dass das Stehenlassen und auch Liegenlassen von abgestorbenen Fichten für die Biodiversität sehr wertvoll ist. Den natürlichen Feinden des Borkenkäfers helfen wir damit sich zu entwickeln. Mit dem Zurücklassen der Bäume schaffen wir eine vielfältige Bodenstruktur, eine minimale Beschattung und damit ein wichtiges Mikroklima für die Naturverjüngung. Die Feuchtigkeit wird länger zurückbehalten und die Zersetzung des Altholzes trägt viel zur Waldbodenverbesserung bei. Die Fruchtbarkeit der Waldböden ist ein wichtiges Kriterium für unseren zukünftigen Wald, wie er denn auch immer aussehen wird.
Wie Regierungsrat Kessler in der SN vom 10.9. zitiert wird, könne man weder das Klima noch seine Auswirkungen voraussehen. Wie soll der Mensch dann für den Wald die richtigen Entscheidungen treffen, wie es die Forstverwaltung für sich in Anspruch nimmt?
Wir wünschen uns, das sich der Wald auf möglichst naturnahe Art entwickeln kann und ein grösserer Teil als heute seiner eigenen Dynamik überlassen wird.
Martin Brühlmann / Erwin Göltenboth GrünRaum Schaffhausen