Herbstliche Krise im Wald

Im Wald herbstes es schon, titelten die SN vom 4. August 2022 einen Beitrag zum Wald. Seit Monaten ist es viel zu trocken und seit Wochen ist es zudem ungewöhnlich heiss.

Der Wald allerdings könnte unsere Klimaanlage sein, wäre er in den letzten Jahren nicht so massiv durchforstet worden. Unsere mächtigen Buchen sind praktisch verschwunden. Damit ist der Buchenwald ökologisch so aus dem Gleichgewicht gebracht worden, dass jetzt viele Bäume und ganze Waldstücke gefährdet sind, umzustehen. Licht wollte man in den Wald bringen, das fördere das Wachstum und die Biodiversität, hiess es. Dass dieses Licht den Wald und die Waldböden austrocknet und das kühlfeuchte, schattige Mikroklima unserer Buchenwälder zerstört, war abzusehen. Wären die Kronendächer noch geschlossen, bliebe das Waldklima -trotz Hitze und Trockenheit – erhalten und der Wald könnte sich leichter an die Klimaerwärmung anpassen.

Nun weiss man um die Fähigkeit des Waldes, CO2 zu speichern und das Klima zu kühlen. Ebenso weiss man um seine Bedeutung für den Wasserhaushalt. Trotzdem räumt der Geschäftsführer von Wald-Klimaschutz Schweiz der Holznutzung weiterhin Priorität ein. Das ist sehr bedenklich.

Wenn der Wald sich nicht erholen kann, gibt es in wenigen Jahren auch kein Holz mehr zu nutzen. Und wenn das Ökosystem Wald sich nicht regenerieren kann, werden Trockenheit, Hitze und CO2-Belastung weiter zunehmen. Zudem stellten Fachleute fest, dass auch vermeintlich zukunftsträchtige Bäume krank werden und dass viele Bäume schneller absterben, als bisher angenommen.

Sind das nicht deutliche Zeichen dafür, dass kurzlebige Konzepte und das herrschende Nutzdenken in der Waldwirtschaft den weitgehend unbekannten Auswirkungen der drohenden Veränderungen nicht gerecht werden können? Nur die Weisheit der Natur mit ihren Selbstregulierungskräften kann die Anpassung des Ökosystems an die Klima- Wasser- und die Biodiversitätskrise ermöglichen. So, wie sie das seit Anbeginn der Zeiten gemacht hat. Dafür muss man den Wald nun einfach eine Weile in Ruhe lassen.

Nora Möckli, Schaffhausen