Borkenkäfer – ein vielfaches Drama

Wir möchten das Thema „Borkenkäfer“  hier aufgreifen, weil sein massenhaftes Auftreten folgenschwere Eingriffe in den Wald bewirkten und immer noch bewirken.

Grundsätzlich gilt es zu bedenken, dass Krankheiten auf ein Ungleichgewicht  hinweisen. Deshalb kann man sie als Fingerzeig nützen, um zu verstehen, was in Ordnung gebracht werden muss.
Das explosive Vermehren des Borkenkäfers hat seine Gründe: Trockenheit und Hitze sind die einen. Weitere Faktoren sind die künstliche Aufzucht der Jungpflanzen und die nicht naturgemässen Lebensbedingungen, unter welchen Fichten in Monokulturen ihr Dasein fristen müssen.

Worauf wir hier allerdings das Augenmerk richten möchten, ist der Umgang mit dem vom Borkenkäfer befallenen Wald.
Um die Krankheit zu bekämpfen wird der Patient Wald häufig vollständig gefällt! Kahlschläge allerdings stören das Binnenklima des Waldes und gefährden dadurch sein Gleichgewicht. Mit dem Fällen der Bäume verhindert man zwar die weitere Ausbreitung des Käfers, schwächt den Wald aber als Ganzes. Das wiederum öffnet anderen Krankheiten oder Schädlingen Tür und Tor.

Kahlschläge schaffen zudem Hitzeinseln und trocknen die Wälder und die Böden aus. Sie fördern dadurch ihrerseits die Erwärmung des Klimas.
Zudem werden bei diesen Kahlschlägen nicht selten die Böden folgenschwer verkarrt und verdichtet.

Des Weiteren ist das Entfernen der Fichten für das ganze Ökosystem sehr problematisch. Denn man vernichtet damit riesige Mengen an Biomasse, welche für die Regeneration des Waldes und der Erde notwendig wäre:
Stehendes und liegendes Totholz  bietet einer Fülle von Flora und Fauna Lebensraum, Schutz und Nahrung. Liegendes, und über die Jahrzehnte verfallendes Totholz bildet Humus und ist gleichzeitig Brutstätte künftigen Lebens.
Diese Prozesse werden durch das Ausräumen der abgestorbenen Bäume verhindert.

Liesse man die toten Waldstücke stehen, könnte im Schutz und Schatten der toten Bäume der Jungwuchs nachkommen. Man kann das gut im Bayrischen Wald beobachten. Dort sind beim Waldsterben in den 80-ger-Jahren riesige Fichtenwälder abgestorben. Die toten Bäume stehen noch heute. Sie sind nicht zusammen gebrochen, wie das immer wieder behauptet wird.

Und das CO2, welches sie über Jahrzehnte gespeichert hatten, bleibt über weitere Jahrzehnte gebunden.

Ein weiterer wesentlicher Negativpunkt im Kampf gegen den Borkenkäfer ist, dass das Fällen noch gesunder Fichten ihre Anpassung verhindert.

So ist das Sterben der Fichten durch den Borkenkäfer „nur“ das eine Drama. Die Folgen seiner Bekämpfung dann das Weitere.


Deshalb sollte man Zurücktreten vor dem hochkomplexen Geschehen im Wald und die Natur Natur sein lassen.  Seit Anbeginn aller Zeiten hat sich der Wald aus sich selbst heraus regeneriert und erneuert.

GrünRaum-Schaffhausen, April 2020